Als meine Familie und ich aus der Stadt aufs Land zogen gingen schon ein paar Euros für den Umzug drauf. Auch das Haus sollte wohnlich eingerichtet werden. Verständlich, dass da kaum, wenn nicht sogar, kein Geld mehr übrig bleibt.

Gemüsesamen, Obstbäume, Tiere und auch Ställe muss man erst einmal teuer besorgen, bevor sich alles in einem Kreislauf selbst erhalten kann.

Im heutigen Artikel erzähle ich euch ein bisschen davon, wie wir auf unseren kleinen Selbstversorgerhof die Anschaffungskosten von Samen auf ein Minimum reduziert und uns somit unseren Traum von einem üppigen Gemüsegarten verwirklicht haben.

Küchenabfälle? Gibt es nicht!

Ein Beet anzulegen kostet dich nur Kraft und Zeit, aber Gemüse und Obst drauf zu pflanzen auch Geld. Samen, Pflanzen und Bäume können ordentlich ins Geld gehen, besonders wenn sie sortenrein, historisch und biologischer Herkunft sein sollen.

Vor diesen Problem standen wir am Anfang. Kein extra Geld auf der hohen Kante zu haben kann schon nerven, aber es kann auch kreativ machen. Da ich lieber meine Probleme löse, als rumzujammern suchte ich nach Rat.

Da fand ich im Internet einen klasse Tipp!

Im Biomarkt wurde ich fündig. Kein Saatgut, aber Gemüse. Gemüse ist nicht nur günstiger, als eine Packung Saatgut, sondern kann man zusätzlich zum Essen benutzen. Logisch, oder?

Aber was viele nicht wissen: Eine Menge Gemüsesorten wachsen weiter, solange man ihre Wurzelbasis erhält:

Kopfsalat, Romanasalat, Stangensellerie, Eisbergsalat, Karotten, Frühlingszwiebeln, Zwiebeln, Kartoffeln, Topinambur, Pastinaken, Schwarzwurzel, Süßkartoffel, Ingwer, Kurkuma, Rettich, Knollensellerie, Knoblauch, Fenchel, Radieschen, Pak Choi, Rote Beete, Zuckerrüben, Steckrüben, Weißkohl, Rotkohl, Blumenkohl und alles was noch mit fast kompletter Wurzel zu kaufen ist können weiter wachsen.

Auch Ananas bildet sich wieder erneut zu einer Pflanze aus, wenn man ihr die nötige Wärme und Feuchtigkeit lässt.

Wichtig ist hierbei, dass du der Pflanze genügend Wurzelansatz lässt und sie nicht austrocknet. So wird das Nachwachsen zum sicheren Erfolg.

Für Kartoffeln und Topinambur braucht es nur die Schale. Frisch ins Erdreich geschüttet wachsen sie in jedem Garten unter jeder Bedingung.

Bei Süßkartoffel, Ingwer und Kurkuma solltest du einen kleinen Teil der Wurzel übrig lassen und feucht halten, bis sich neue Triebe entfalten, um sie dann einzupflanzen.

Achtung! Pflanze oder Samen ernten?

Karotten, Pastinaken, Beete, Radieschen, Rüben, Rettiche, Knollensellerie, Kohl und Schwarzwurzel erbringen meist keine weiteren Wurzeln, sondern gehen über in die Samenbildung. Da sie zweijährig sind und ihr erstes Jahr damit verbringen eine Speicherwurzel anzulegen, der sie über den Winter bringt wird die Energie in die Blütenbildung geleitet.

So erhältst du noch im gleichen Jahr Unmengen an Samen, um deinen Gemüsegarten auszustatten.

Auch Samen von schönen Tomatensorten, Kürbissen, Melonen, Paprika, Physalis, Beeren, Äpfeln, Birnen und anderen Obstbäumen, sowie Nussbäume lassen sich gut verwenden, wenn man auf sortenreine Pflanzen verzichten kann.

Ich verzichte jedes Jahr und meine Tomaten sind nicht nur riesig, sondern haben einen so intensiven Tomatengeschmack, dass jeder beim Probieren denkt, er habe konzentriertes Tomatenmark im Mund.

Auch unser Walnussbaum legt ein Wachstumstempo an sich, das ich sonst nur von Kürbispflanzen her kenne.

Natürlich, ergänzen unbehandelte und getrocknete Bohnen, Erbsen, Buchweizen, Hirse, Quinoa, Amaranth und anderes Saatgut nicht nur deinen Speiseplan, sondern auch deinen Gemüsegarten. Volle Roggen-, Weizen-, Hafer- und andere Getreidekörner kannst du dir günstig im Bioladen in Massen kaufen und sie auch zum aussäen verwenden.

Selbst Pilze vermehre ich aus gekauften Packungen vom Biomarkt auf dem entsprechend geeigneten Medium, wie Roggen oder Weizen.

So verbindest du deinen alltäglichen Lebensmitteleinkauf mit deinem Saatgutaufbau.

Und was ist, wenn ich auf Sortenreinheit setze?

Kräuter, Stauden, Sträucher oder andere schöne Pflanzen lassen sich natürlich aus Stecklingen zu hundertfach ziehen. Schneide hierfür 2 1/2 Daumen breit unter einem neuen Trieb- oder Blattansatz ab. Ob in abgedunkelten Wassergläsern oder in feuchter Erde gesteckt, eine starke Pflanze breitet ihre Wurzeln überall aus wo es dauerhaft warm und feucht ist.

Ohne Bewurzelungspulver und sonstigen Schnickschnack!

Auch die Technik des Veredelns von Obstbäumen beschert dir dieselbe Frucht nur auf einer anderen Wurzelunterlage. So kannst du auch empfindliche Melonen oder Gurken zu wachstumsstarke Pflanzen umwandeln.

Probiere es aus, aber Vorsicht! Es kann süchtig machen Pflanzen a’la Frankenstein zu kreieren.

Diese Methoden sparen dir nicht nur hunderte von Euros, sondern sie geben dir auch ein neues Bewusstsein für deine Umgebung. Denn dadurch könnte jede Pflanze und jeder Baum den du siehst auch in deinem Garten wachsen.

Der teure Saatgutkauf beschränkt sich somit fast nur noch auf Gurken und Zucchini, sowie Mangold, Spinat, Rucola und andere Blattsalate.

Gurken und Zucchini werden unreif geerntet und ihre Samen sind nicht genügend ausgebildet, um neue Pflanzen hervorzubringen. Bei Blattsalaten und anderen zu kurz abgeschnittenen Pflanzenteilen ist ein Nachwachsen kaum möglich.

Die zehn Euro müsste man dann schon locker machen…

Tja, ganz ohne Geld geht es dann wohl doch nicht, oder?

Jedes Frühjahr gibt es in ganz Deutschland Saatguttausch Märkte, die falls du interessante Samen anzubieten hast auch mit dir tauschen. Einfach regelmäßig googlen!

Im Internet gibt es zusätzlich Saatgutbörsen oder Tausch-Plattformen, sowie verschiedene Facebookgruppen. Hier ist darauf zu achten, dass das Angebot seriös und möglichst mit Paypal bezahlbar ist. So kann man sich bei Nichterhalt der Samen sein Geld zurückholen.

Aber gut, es gibt immer Sorten an denen auch ich nicht vorbeigehen kann. Seien das violette Trüffelkartoffeln oder japanische Weinbeeren, auch wenn ich schon massig an Samen herumliegen habe die mich jahrelang versorgen könnten, ich kann nie genug bekommen.

Irgendwie kommt jedes Jahr etwas neues hinzu, schließlich findet sich auf der kleinsten Fläche noch ein Plätzchen und den ein oder anderen Euro dafür in der Tasche.

Und einmal investiert hast du bei guter Pflege die Pflanze ein ganzes Leben lang. Dann fängt der Kreislauf an und das einzige was du tun musst ist ernten, ernten, ernten.

Ich hoffe du kannst für den Anfang ein paar Kosten sparen, bis dir dein Gemüsegarten den Supermarktbesuch und den Saatgutkauf ersparen. Hast du noch Ideen? Lass sie uns erfahren!

Dieser Text enthält Affiliate-Links. D.h. wenn du etwas über diesen Link kaufst gibst du mir ein kleines Dankeschön für meine Arbeit, aber keine Sorge du zahlst nichts extra. Ich bekomme lediglich ein paar Cent für die Vermittlung (hey, Kleinvieh macht auch Mist). Alle angegebenen Produkte empfinde ich für äußerst hilfreich. Ich benutze sie selber und erleichtere mir dadurch das schöne Leben auf meiner Farm.

Fotos Copyright Biotopica Farm © 2017

18 Antworten

  1. Hallo Nicole, ich habe mal gelesen, dass Samen oder Kerne aus selbstgezogenen Kürbissen schädlich seien? Ist da was dran, oder kann ich die bedenkenlos weiter verwenden? Liebe Grüße Andrea

    1. Hallo Andrea,
      du meinst sicher, dass unter den Kürbisvertretern auch giftige sind, die sich mit deinen Kürbissen paaren können und wiederum giftige hervorbringen könnten?! Ja, das ist möglich. Nicht nur bei Kürbissen, auch bei Zucchini. Man erkennt sie an einem bitteren Geschmack. Bevor ich einen Kürbis oder eine Zucchini zubereite koste ich immer (!) ein winziges Stück roh. Hat dieses Stück einen bitteren Geschmack und das merkst du sofort, denn es ist wirklich unglaublich widerlich, entsorge ich ihn soweit weg wie möglich. Das kann dir nicht nur bei Selbstgezogenen passieren, sondern auch bei Gekauften. Eine Freundin hatte das erst letztes Jahr erlebt. Es waren normale Gele Reuzen Kürbisse aus der Samenpackung und diese waren hochgiftig. Also immer kosten bevor du etwas zubereitest und wenn dir etwas nicht schmeckt oder seltsam dabei vorkommt, entsorge es! Liebe Grüße Nicole

  2. Hallo Nicole, sehr hilfreich dein Artikel, noch eine Frage, wie machst du das mit den Pilzen?
    Legst du z. B. Pilze auf Roggenkörner?
    Lieben Gruß
    Isolde

    1. Hallo Isolde,
      Ja fast, aber ich lege Abschnitte von den Pilzen auf gekochte und abgekühlte Roggenkörner. Alles in einen Gefrierbeutel leicht zugewickelt und mit dem Verschluss nach unten die Mischung drauf gesetzt, lasse ich es ein bis zwei Wochen bei Raumtemperatur sich entfalten. Austernpilze machen sich hier besonders gut. Wenn alles mit mit weißen (!) Myzel durchwachsen ist, beimpfe ich damit einen feuchten Strohballen. Grünes oder schwarzes Myzel verrät dir, dass sich ein anderer Pilz eingenistet hat und dann kannst du es nochmal neu versuchen, deshalb die Mischung erst beim beimpfen der Strohballen öffnen. Halte den Strohballen feucht, schattig und trotzdem warm, dann kannst du bald Pilze ernten (1-2 Monate bei wirklich guten Bedingungen). Liebe Grüße

      1. Liebe Nicole,

        wo lagerst Du den Strohballen? Draußen oder im Keller? Das ist wirklich spannend, muss ich unbedingt mal ausprobieren 🙂 Herzlichen Dank für Deine Tipps.

        Liebe Grüße
        Tina

        1. Hallo Tina,

          Den mit Pilzen beimpften Strohballen lagere ich in unseren Keller. Der ist leider oder demnach glücklicherweise recht feucht. Somit wachsen die Pilze dort sehr gut. Aber auch im Badezimmer habe ich in einem Joghurtbecher mit festen Deckel und eingeschnittenen Seitenlöcher, die mit Malerkrepp verklebt sind, einen mit Austernpilzen beimpften Kaffeesatz. An den Seitenlöchern wachsen dann die Austernpilz-Fruchtkörper, die man regelmäßig ernten kann. (Die Seitenlöcher sollten nur Daumengroß sein.) So kann der kalte Kaffeesatz noch Pilze als Nahrung dienen. Eine tolle Idee aus den Niederlanden.

          Liebe Grüße
          Nicole

  3. Hallo Nicole,

    wie vermehrst du deine Tomaten? Ich habe im Internet ein Video gesehen, bei dem jemand überreife Tomaten statt wegzuwerfen in Scheiben geschnitten und auf Erde gelegt hat. Die wurden dann nochmal mit etwas Erde abgedeckt und es sollen aus den Kernen in den Scheiben neue Pflänzchen gewachsen sein. Hast du das auch schon mal probiert oder wie machst du das?

    LG Corinne =)

    1. Hallo Corinne,
      das mit den Tomatenscheiben kenne ich auch, aber so verschwenderisch bin ich dann nicht mit meinen besten Früchten. 😉 Ich mache das ganz simpel. Ich esse meine Tomaten vorsichtig und spucke ein paar Kerne auf Öko-Küchenpapier/Toilettenpapier aus. Das lasse ich dann trocknen und kann so im nächsten Jahr mir ein Samen vom Papier abreißen und in Erde einpflanzen. Finde das super easy zu handhaben, da die Samen am Papier festkleben und ich keine Angst haben brauch, dass ich sie aus Versehen verschütte. Klappt natürlich auch mit anderen Früchten. LG Nicole

  4. Hallo Nicole.
    Ich bin noch am Anfang meiner Gärtnerkarriere 😉 und bin durch Zufall auf deinen Blog gestoßen. Du gibst wirklich hilfreiche Tipps.
    Mit was kreuzt du die Tomaten? Und vor allem wie? Für mich ist es schon ein Erfolgserlebnis, wenn ich 7 Tomaten von einem Strauch ernte.
    Gruß Veronika

    1. Hallo Veronika, unsere Bienen und natürlich auch andere Insekten übernehmen das kreuzen von unseren Tomaten automatisch. Wenn ich eine reine Tomatensorte möchte, kannst du die Blüte mit einer feinen Strumpfhose vor Fremdbestäubern schützen und mit einem Pinsel und Pollen von einer Tomate deiner Wahl selber befruchten. Diesen Tipp gab mir mal eine liebe Leserin. Ich hoffe er hilft dir weiter. Liebe Grüße Nicole

  5. Hallo Nicole,
    Ich habe NULL Ahnung von Garten, aber wenn ich das lesen bekommen ich richtig Lust alles aus zu probieren.
    Ich danke dir für deine Beiträge, weiter so.
    Liebe Grüße
    Serge

  6. Hallo Nicole, habe ich das richtig verstanden, dass du für Salat nur ein mal Samen gekauft hast? Würde mich sonst wundern. Ich habe mir einmal Rucola Samen für den Balkon gekauft und seit dem jedes Jahr in irgendeinem herumstehenden Topf mit alter Erde wieder eine Pflanze. Hätte ich sie im Garten gepflanzt, wäre der wohl voll mit Ruccola!

    Wie geht das genau mit dem Ingwer. Habe gerade eine Knolle bei mir liegen, da wächst eine grüne Spitze heraus. Was kann ich machen, damit ich sie auch einpflanzen kann?

    Liebe Grüße
    Gabi

    1. Hallo Gabi, ja du hast richtig gelesen. Ich ernte immer meine eigenen Samen und verwende diese für die nächste Saison. Ich lasse bei jeder Pflanze einige in Blüte gehen und ernte das Saatgut, sobald es ausgereift und trocken ist. Rucola wächst bei mir wild und überall. Mein Mann sieht es schon fast als Unkraut an, aber der mag den köstliche Geschmack einfach nicht. Steck den Ingwer mit der grünen Spitze nach oben in nährstoffreiche Erde, dann wächst er prächtig. Im Winter solltest du ihn aber reinholen, denn er mag keine kalten Temperaturen.
      Liebe Grüße
      Nicole

  7. Hallo Nicole,

    ich finde deinen Artikel sehr interessant. Ich habe allerdings eine Frage dazu:
    Ist es nicht so dass im Supermarkt meist nur Gemüse aus Hybridsaatgut F1 (größtenteils auch bei BIO-Gemüse) ausliegt? Beim erneuten Pflanzen der Samen sollten doch dann verkümmerte Früchte entstehen oder zumindest sehr unterschiedliche im Vergleich zu den gekauften. Oder funktioniert das tatsächlich trotzdem?

    Liebe Grüße
    Konstantin

    1. Hallo Konstantin,
      Meist siehst du schon an den Samen der Früchte, ob sie sich weiter vermehren können. Es gibt viel Früchte im Supermarkt, wo das Saatgut gänzlich verkümmert ist, so wie bei vielen Weintrauben und Melonen. Die Wahrheit ist jedoch, dass nicht alles Saatgut von Monsanto und Co. stammt. Viele Bauern dulden solch ein Horror-Saatgut nicht. Klar, denn es bringt wirtschaftliche Verluste, da man keine neuen Pflanzen hervorziehen kann. Schau dir die Kerne genau an. Sind sie klein und verkümmert, dann weg damit, aber sehen sie gesund aus dann probiere dich an die Aussaat. Es gibt immer schwarze Schafe ob, konventionell oder bio, aber darunter sind auch richtige Perlen zu finden.
      Liebe Grüße
      Nicole

  8. Hallo,

    da hab ich Glück gehabt, dass ich diese Seite gefunden habe – sehr informativ 🙂 Werde ich gleich ausprobieren. Danke.

    Alexander

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