Der 3000qm Hofgarten

Die Basis unseres Hofes beträgt ca 3000 qm. Diese Fläche erscheint auf den ersten Blick enorm. Ist sie auch, nur mit der Zeit gewöhnt man sich an die Größe. Auf dieser Fläche ist viel möglich. Hier kommt sogar die Selbstversorgung mit Brot und Öl ins Spiel.

Für ein Brot benötigt man grobgerechnet 2qm an Getreide, das sind ca 1kg Mehl pro 2qm. Ja viele reden von 1qm, aber seien wir ehrlich: Die Natur lässt sich schwer voraussagen und man sollte immer mehr anbauen als man denkt zu benötigen.

Meine Jungs sind leidenschaftliche Brotesser. Ich rechne hier mit einem Verzehr von 4 Broten in der Woche. Dazu muss man wissen, dass mein Mann unser Brot aus Sauerteig, mit wenig bis keinem Weizenmehl backt. Solch ein selbstgebackenes Brot macht doppelt so satt, wie ein gekauftes Brot, egal ob Bio oder herkömmliches.

Wir verzehren also 4 Brote in der Woche. Unser Kalenderjahr hat 52 Wochen, das macht 208 Brote im Jahr. Für 208 Brote brauche ich eine 416qm große Fläche an Getreideähren. Das ist absolut machbar auf einer Fläche von 3000qm, wenn man sich die Arbeit des Getreidedreschens machen möchte. Jedoch möchte man nicht auf Kuchen und andere Leckereien verzichten müssen und man sollte hier noch zusätzlich hundert Quadratmeter dazurechnen.

Ähnlich ist es mit Öl. Aus 100qm sehr eng gepflanzten Sonnenblumen, bekommt du ca 11,7L Sonnenblumenöl heraus. Aus 100qm Raps lassen sich ca 15L Öl pressen. Rechne mit weniger, denn jede Ölpresse funktioniert verschieden und wenn man gerade keine industrielle Ölmühle sein Eigen nennt, schwankt dieser Wert enorm.

Wieviel Öl braucht man nun für einen Haushalt? 2,5L Öl im Monat würde ich für einen angemessenen Durchschnitt halten, manche brauchen mehr andere weniger. Dazu würde ich auch immer einen kleinen Vorrat zum Verschenken beherbergen. Sowieso sollte beachtet werden, dass Öl durch schlechte Ölpressen verloren gehen kann. Bei 3000qm Fläche hast du einen großen Spielraum und 300qm an Raps, für im Idealfall 45L Öl im Jahr, scheint mir mehr als angemessen.

Raps ist nicht nur hervorragend als Bodendünger, denn die Schoten lassen sich auch als köstliches Gemüse verarbeiten.

Von den 3000qm fallen für Brot, Kuchen und Öl ungefähr 816 qm weg. Genug Platz für Gemüse, Obst, Pilze und Tiere. 500qm an Gemüsegarten mit einem Gewächshaus, finde ich ausreichend für menschliche Bedürfnisse. Einen Bienenvolk erfreut sich nur an deiner Ölsaat, sondern verschafft dir eine reiche Ernte an Früchte und an Gemüse.

Weitere 500qm könnte man für das Futter von Hühner, Tauben, Kaninchen, Wachteln, Enten, Gänse oder Puten anbauen. Ob das ausreichend ist, liegt an der Anzahl und an der Kombination der Tierarten. Einige Tiere von jeder Art zu halten auf einen 3000qm Hof ist mehr als möglich, jedoch muss zusätzliches Futter dazugekauft werden. Beachte, dass Puter aggressive Gefährten und Erpel, sowie Ganter sich mit Hähnen nicht vertragen könnten.

Sind insgesamt 1816qm ausgelastet. Die restliche Fläche ist für eine Mischung aus Obstbäumen, so wie Tierställe und Gehege reserviert. Gänse helfen dir dabei, den Rasen im Obstgarten zu trimmen, Hühner picken Fallobst weg, Enten dämmen Schneckenbefall ein und Kaninchen und Wachteln können im flexiblen Tiertraktor ein einigermaßen freies Leben erleben und frisches Grünzeug verzehren.

Dazwischen bleiben genügend freie Plätze für Sitzgelegenheiten, denn so ein Garten soll schließlich auch für den Menschen ein Aufenthaltsort sein und genossen werden.

Falls dir der Anbau von Getreide, Ölsaaten und Tierfutter zu aufwendig ist, du aber gerne deine eigene Wolle verspinnen möchtest, ist das auch machbar auf 3000qm. Unsere Skudden sind Minischafe und nur leicht größer als das französische Ouessantschaf. Diese Schafrassen sind keine großen Esser und erfreuen sich an Gräser, aber auch an Jungpflanzen, Bäumen und Sträuchern. Diese solltest du vor ihnen schützen. Mit einer Aufteilung in verschiedene Bereiche können die Schafe den größten Teil des Jahres durch den Rasen in deinem Garten versorgt werden. Durch die Nähe zu dir werden diese Schafe auch zahmer, als auf einer weitläufigen Weide. Jedoch würde ich hier auf Gänse verzichten, denn diese sind Fresskonkurrenten der Schafe.

Auf unseren Hof hielten wir anfänglich nur Hühner und Schafe. Diese ergänzten sich klasse und die Nähe zu den Schafen war einmalig. Auf einer Weide werden sie wieder wilder. Jedoch mussten wir viele Pflanzen schützen und umzäunen, was mir persönlich nicht sonderlich gefiel. Auch unser Hund konnte mit viel Training in Frieden mit den Schafen zusammenleben, trotzdem blieb ein mulmiges Gefühl ihn unbeaufsichtigt zu lassen. Das Gefühl hätte sich mit der Zeit sicherlich gelegt, schließlich wächst das Vertrauen mit jeden Tag Training..

Die 1,5 Hektar Farm

Wir haben 2000 qm weniger, was bei der Größe nicht sonderlich eine Rolle spielt. Denn hier kommt die Versorgung mit Milch bzw. mit Käse dazu. Gleich vorweg sage ich, dass ich auf dieser Fläche keine Kuh halten würde. Ein Tier einzeln zu halten empfinde ich als Tierquälerei und selbst für 2 kleinere Rassen an Kühe wäre es ein knappes Risiko, welches ich nicht eingehen würde. Zumal man seinen Gemüse- und Obstgarten dann streichen müsste.

Milchziegen und Milchschafe sind ideal für einen 1,5 Hektar Bauernhof. Wir halten unsere Ziegen und Schafe zusammen und sie bilden eine tolle Herde. Ihre Weide ist ungefähr 1 Hektar groß und könnte neben unseren 6 Tieren noch mindestens 3 weiteren Tieren Nahrung geben. Sie sind vom Eisfreien Frühling bis zum Dezember rundum selbst versorgt. Dieses Jahr teilten wir nur im Frühjahr die Weide ein, damit das Gras vorwachsen kann. Seit Monaten ist unsere Weide nicht unterteilt. Eine Beschädigung der Flächen durch Übernutzung gibt es bei so wenigen Tieren nicht, denn die Tiere suchen sich regelmäßig andere Orte zum Weiden. Wichtig ist hier zu erwähnen, dass wir keine Fleischrassen oder Hochleistungs-Milchrassen haben, die eine übermäßige Futteraufnahme benötigen. Wir haben Minischafe, sowie eine kleinere alte Ziegenrasse, die wenig zu herkömmlichen Tieren frisst, deshalb passt das mit der recht hohen Anzahl der Tiere.

Fleischziegen benötigen auch nicht Massenhaft an Futter. Ziegen sind generell sehr robust und an karge Verhältnisse gewöhnt. Ein Fleischschaf dagegen benötigt schon mehr an Weide. 4-5 Tiere auf ein Hektar sind jedoch absolut machbar. Mit regelmäßiger Aufteilung der Fläche kann man auch die Tiere rund um versorgen, ohne dass sie die gesamte Weide in einem abfressen. Dieselbe Regel gilt für Milchziegen und Milchschafe, die auch einen erhöhten Nährstoffbedarf haben.

Von unseren Schafen nehmen wir jedes Jahr einmal Wolle. Für Milch sind sie zu schüchtern und auch zu klein. Die Wolle reicht mir für Socken, Mützen und Handschuhe. Jedoch gibt unser Hund seine Wolle dazu, die ich zusätzlich verspinne oder filze. So sind wir das gesamte Jahr mit Wolle versorgt.

Die Fläche für Getreide, Öl, Gemüse, Obst und Pilze reicht auch hier völlig aus. Siehe den oberen Abschnitt für den Flächenbedarf. Pilze lassen sich in jeder schattigen Ecke ziehen, egal ob auf Stroh für eine einjährige Ernte oder in Hartholz für einen mehrjährigen Pilzertrag.

Bei den Kleintierarten sind dir keine Grenzen gesetzt. Egal ob Wachteln, Tauben, Hühner, Kaninchen, Bienen, Enten, Gänse, Puten oder Perlhühner. Du kannst sie je nach deinen Vorlieben Mixen oder eine kleine Anzahl an Tieren von jeder Art halten. Sie werden selbst genügend Nahrung finden, dass du nur wenig zu füttern musst.

Was meine ich mit einer kleinen Anzahl? Möchtest du von jeder Art ein Tier halten, würde ich grob geschätzt diese Anzahl vorschlagen: 10 Wachteln, 3 Tauben Pärchen, 8 Hühner, 3 Kaninchen, 1 Bienenvolk, 3 Gänse, 3 Enten, 2 Puten, 2 Perlhühner. Damit würde ich mich auf einer sicheren Seite befinden. Wenn die Tiere Nachwuchs haben sollen, sollten sich die männlichen Exemplare untereinander verstehen, aber rechne damit, dass du sie separieren musst, um tödliche Kämpfe zu vermeiden.

Ich würde in jedem Fall davon abraten sich alle Tiere auf einmal anzuschaffen. Du wirst am Anfang völlig überfordert sein und was noch viel schlimmer ist, deine Tiere werden darunter leiden. Immer eins nach dem anderen. Sehe zuerst, wie du mit einer Art zurechtkommst. Hast du den Umgang mit dieser Art perfektioniert, kannst dir danach Gedanken über die nächste Tierart machen.

Auf dieser Fläche könntest du auch Schweine halten. Vielleicht nicht zusammen mit dem gesamten Geflügelsortiment, aber einigen ausgewählten. 1,5 Hektar sind viel Platz und auch wenn ein Hektar für Schafe oder Ziegen wegfallen würde, wären 5000qm absolut ausreichend für Schweine und Geflügel.

Ich bin kein Freund davon Schweine in enge Käfige einzusperren. Ein Wildschwein kann 3km-6km pro Stunde zurücklegen. Ja es ist ein Wildschwein, aber ich orientiere mich nun mal an den nächsten Vertreter mit seiner Lebensart, denn Wildschweine und Schweine kommunizieren untereinander. Meine 2 Schweine bekommen ein Gehege von 1000qm. Selbst das ist meiner Meinung nach noch zu klein. Ein Schwein bewegt sich mehr als mein Hund, natürlich bekommt mein Hund auch einen großen Auslauf, wieso also nicht auch mein Schwein? Schweine sind die saubersten Tiere. Sie haben ihre feste Toilette, die immer weit vom Stall entfernt ist. Das liegt in ihrer Natur. Sie wühlen die gesamte Erde auf und können ungemein nützlich sein, um neue Beete anzulegen.

Ein Schwein frisst durchschnittlich zwischen 1,5-3kg pro Tag. Eine tragende Sau kann bei Hochleistungsrassen bis zu 7kg am Tag verzehren. Das ist unglaublich viel und kann sehr teuer werden, trotzdem ist ein Futteranbau auf solch ein Fläche möglich. 1000qm würde ich für 2 Schweine auf jeden Fall mit einberechnen und Getreide, sowie Futterrüben, Kartoffeln und anderes Wurzelgemüse anbauen. Das ist natürlich sehr hoch geschätzt, jedoch bedenke, dass die Anbaufläche sich vergrößert, wenn die Schweine Nachwuchs haben sollen. Man kann nie genug anbauen und trotzdem solltest du damit rechnen im Notfall Futter zu kaufen.

Auf einer 1,5 Hektar Farm finden neben Wolle, Eier, Fleisch und Milch natürlich auch Getreide, Öl, Kartoffeln, Gemüse, Obst und Pilze ihren Platz. 1,5 Hektar sind schon ideal. Es macht nicht zu viel Arbeit und erfordert keine schweren Maschinen. Jedoch mag hier den ein oder anderen etwas fehlen. Kommen wir also im nächsten Abschnitt auf Kühe und Pferde zu sprechen.

-Weiter zu Teil 3 –


Und ist deine optimale Größe schon dabei oder gehst du noch weiter?


Fotos Copyright Biotopica Farm © 2016

4 Antworten

  1. Hallo Nicole, ich habe deinen Blog erst vor kurzen entdecken, aber er ist so toll…ich lese ihn fast so gespannt wie einen Krimi 🙂 Eine Frage, wenn du 500qm für den Garten rechnest, wieviel Fläche davon denkst du nimmt das Glashaus ein? Ich überlege gerade ab welcher Größe eines zur Selbversorgung reicht.
    Vielen dank für deine vielen Inspirationen
    LG Nina

    1. Hallo Nina,
      Glashäuser gibt es ja in unterschiedlichen Größen, von 3qm-unendlich groß. Um auf einer Fläche von 500qm sich selbst zu versorgen, musst du deinen Garten wirklich nach einer biointensiven Anbaumethode ausrichten. D.H. Wege minimal halten, im Hexagon Muster eng zusammen pflanzen und niemals eine Fläche frei stehen lassen, sondern sofort neu einsäen/bzw. pflanzen. Ein Gewächshaus ist hauptsächlich für die Aufzucht von Setzlingen auf solch eine Fläche am besten geeignet und durch mehrere Regale übereinander kannst du hier schon viele Pflanzen vorziehen. Ein paar Tomaten, Gurken, Paprika usw. im Gewächshaus sollten wirklich nur spezielle, ausgewählte Sorten sein, denn sie nehmen zu viel Platz ein. Kleinfruchtige Sorten wachsen schnell und sind auch fürs Freiland geeignet. Ich hatte erst letztes Jahr mein erstes Gewächshaus und liebe es, dass ich dort ein paar empfindliche Pflanzen unterbringen kann, aber wirklich notwendig für eine Selbstversorgung ist ein Gewächshaus eigentlich nicht. Setzlinge lassen sich in den kühleren Anfangs- und Endmonaten auch vor dem Fensterbrett stapeln und in der Zwischenzeit, windgeschützt draußen. LG an Dich

  2. Das Imkern mit nur einem Bienenvolk wird so leider nicht ganz hinhauen. Nur um beispielsweiße eine Weiselprobe zu machen, benötigt man schon zwei Völker. Besser noch 1-2 extra einplanen, so kann auch ein Missgeschick, Stichwort Verhungern im Frühling, deine Hobbyimkerei nicht auf Null zurückwerfen. Ich selbst habe damals mit vier angefangen und das hat sehr gut geklappt.

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