Es war Herbst. Die Temperaturen sanken schlagartig und ein dichter Nebel aus nasser Kälte legte sich über unseren Hof. Tagelang änderte sich nichts an diesen Zustand. Tagelang wollte ich die wohlige Kaminwärme unseres Hauses nicht verlassen und auch tagelang schrie mich mein Gewissen an:

Bereite deine Beete endlich auf den Winter vor und Ernte alles ab was noch vom Sommer übrig geblieben war!

Nach meinem 3. Stück Kuchen und der wahrscheinlich 10. Tasse Tee an diesem Tag, packte ich mich warm ein, nahm meinen Erntekorb unter den Arm und ging hinaus in die Kälte.

Bohnen, Gurken, Kürbisse und Zucchini warteten zittern auf mich. Mein Erntekorb füllte sich und ich musste ihn mehrmals gegen einen Leeren austauschen.

Als ich bei den Tomaten angelangt war, waren die Pflanzen schon fast abgestorben. Ein paar Tomaten waren mit abgestorben. Wieder einmal plagte mich ein schlechtes Gewissen hervorgerufen durch meine Faulheit.

Ich lief weiter zum Einlegegurkenfeld. Ich hatte sie spät gepflanzt in meinem Lieblingsbeet. Dieses Jahr gingen sie ab wie Schmitz Katze. In dem Beet hatte ich damals frische Küchenabfälle mitverarbeitet. Darunter waren wohl auch ein paar Cherry-Tomatensamen. Die Tomatenpflanzen keimten gegen Mitte August und überwucherten bald das gesamte Feld. Ich sah schon ein paar Früchte sich bilden und überließ den Pflanzen ihr Schicksal. Viel Hoffnung hatte ich jedoch nicht.

Ich vergaß das Beet monatelang. Bis zum heutigen kalten Herbsttag. Die abgestorbenen Pflanzen gaben einen Blick auf Kiloweise grüner Tomaten frei. Die Tomatenpflanzen krochen über den Boden. Ich band sie nicht hoch noch geizte ich sie aus. Ich düngte sie nicht einmal (aber das lag am guten Beet). Ich ließ sie einfach wie sie waren. Und siehe da, sie waren perfekt.

Mein Lachen wurde immer hysterischer, als ich wieder einen neuen leeren Korb füllte. Es waren fast 20 Kilo Tomaten von einer Pflanze. Durch den Erdkontakt bildeten sich über den Stamm verteilt Wurzeln und versorgten die Pflanze somit effektiver mit Nährstoffen.

Sie hatten zwar eine gute Größe, jedoch waren sie noch grün, aber an einen warmen dunklen Ort reifen sie ja fast alle noch nach.

Das Schichtmulchbeet mit seiner guten Nährstoffversorgen und eine kleinfruchtige, schnellreifende Tomatenpflanze waren hier sicher der Schlüssel zum Erfolg.

Dieses zufällig geglückte Experiment erinnert mich sofort an das Buch vom japanischen Permakulturist Masanobu Fukuoka. Durch ihn haben wir uns auch zu einer alten japanischen Hühnerrasse inspirieren lassen, der Totenkos. In seinem berühmten Permakulturwerk „Der Große Weg hat kein Tor“ erwähnt er unter anderem seine Anbaumethode von kriechenden Tomaten-und Gurkenpflanzen.

Vor Jahren versuchte ich diese Methode mit Gurken, jedoch war die Qualität des Bodens nicht ausreichend für mehr als zwei Früchte. Ich gab auf und dachte es läge daran, dass ich sie nicht hochband.

Pustekuchen!

Dieser Herbst hat mich ein klein wenig schlauer gemacht.

Und da frage ich mich, warum ich mir eigentlich die Mühe mache meine Tomaten im Gewächshaus regelmäßig hochzubinden und auszugeizen?

Damit ist nächste Saison Schluss.

Meine Faulheit hat wiedereinmal gesiegt.

Traust du dich an dieses Experiment heran?

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