In diesen Teil geht es um deine Hände, deine Kreativität und eine große Portion Selbstvertrauen.

Diese Dinge brauchst du, wenn du dir und deinen Tieren, als Selbstversorger ohne Kohle, ein schönes Leben gestalten möchtest.

Wie du Saatgut sparen kannst und wie du günstige Tiere für deinen Bauernhof bekommst erklärte ich dir ja schon in den vorherigen zwei Artikeln.

Heute wird die Basis errichtet.

Stall, Gewächshaus oder Frühbeet müssen nicht neu gekauft werden, weder muss man sich teure Materialien aus dem Baumarkt beschaffen.

Hier erzähle ich dir davon, wie wir es gemacht haben: Fast ohne Geld, ohne handwerkliche Begabung und mal wieder völlig ohne Plan.

Von der richtigen Einstellung eines Selbstversorgers

Selbst gebaut ist günstiger als selbst gekauft. Das wissen wohl die meisten, aber umsetzen tun es die wenigsten.

Kaufen geht immer noch leichter und der dazugelieferte Bauplan ist auch so schön handlich. Dass man dann kein Geld mehr übrig hat, ist eine logische Konsequenz daraus.

Eine Grundausstattung von Hammer, Nägeln, Säge und eventuell sogar Bohrmaschine und Schrauben kosten nicht die Welt und sollte in keiner Werkstatt fehlen.

Sie ermöglichen dir den Zugang in die Das-hab-ich-selbstgemacht-Welt.

Auf unseren Hof produzieren wir das meiste selber. Ist ja nicht umsonst ein Selbstversorgerhof.

Hätte ich nicht so gedacht, würde ich immer noch keinen Schaf- und Ziegenunterstand, einen Wachtelstall oder ein Hühner- und Gänsegehege haben.

Meinen Tieren ist es egal woher ihre Behausung stammt, Hauptsache sie ist Wetterbeständig und bietet Schutz.

Denn fertige Bau-Kits können ganz schön viel Geld kosten.

Damit dich diese Kosten von deiner geplanten Selbstversorgung nicht abhalten, braucht es ein klein wenig Überwindung.

Zwischen Sperrmüll, auf Schrottplätze und Hinterhöfe lassen sich ab und an robuste Materialien finden. Achte darauf, dass sie nicht schon zu lange liegen und morsch geworden sind.

Nicht alles was heutzutage weggeschmissen wird ist auch Müll.

Ich empfehle dir, dass du dich mit der Beschaffenheit der verschiedensten Materialien auseinandersetzt.

Holz ist nicht gleich Holz und Metall nicht gleich Metall. Für jedes Projekt gibt es das passende Material.

Hätte ich das vorher gewusst, hätte ich sicher nicht Fichtenholz zum Bau meines Gewächshauses verwendet. Zu schnell verrottet es und wird instabil.

Aber gut, aus Fehlern soll man ja bekanntlich lernen.

So ist Aluminium auch nicht meine erste Wahl, wenn es um einen stabilen Pavillon oder Unterstand geht.

Ein heftiger Sturm verbiegt mit Leichtigkeit das Gestell oder eine hormongesteuerte Attacke eines Schafbockes lässt jeden Unterstand in sich zusammen fallen.

Beachte die Wettereinflüsse die auf das Material wirken, wie Regen, Sonne, Wind und Kälte, sowie tierische Aktivitäten.

Unsere Ziegen springen überall rauf und herum, die Schafe lieben es sich an rauen Oberflächen zu kratzen und ihre Hörner abzustoßen.

Hühner überwinden Zäune, die nicht hoch genug sind und Gänse finden jede bodennahe Öffnung um durchzuschlüpfen.

Mit etwas Vorstellungsvermögen lassen sich die individuellsten und trotzdem nützlichsten Dinge erschaffen.

Auch auf Baustellen kannst du fündig werden: Frage einfach mal nach, ob du dir vielleicht etwas aus den Müllcontainer nehmen könntest.

Mehr als ein Nein oder ein dummer Blick ist das schlimmste was dir passieren kann und diese Reaktion würde ich definitiv in Kauf nehmen, als unnötig Geld zu verschwenden.

So haben wir die Balken für unser Gewächshaus zusammengesucht.

Das sparte uns schon fast 150 Euro an Materialkosten.

Auch wenn es dieses Jahr umgewandelt wird zu einem Kürbis-Dom, hat es mir letztes Jahr gute Dienste geleistet und war die Mühe wert es aufzubauen.

Gerade auf Baustellen wird viel mit unbehandelten Holz gearbeitet, was sich perfekt für Schafe, Ziegen oder auch Pferde verwenden lässt.

Tiere knabbern gerne am Holz und da möchtest du ihnen keine chemisch behandelten Oberflächen anbieten wollen.

Dasselbe gilt für selbst gebaute Bienenkästen.

Harthölzer, wie Eiche, Buche und Robinie haben von Natur aus eine hohe Widerstandskraft gegen Feuchtigkeit und Insekten. Sie halten mehrere Jahre auch ohne Lasur.

Fichte, Birke oder Linde gelten bei uns dagegen als Weichhölzer und benötigen einen Schutz.


Tipps für selbstgemachte Öko-Holzschutzmittel:

Egal ob Olivenöl, Sonnenblumenöl oder Rapsöl. Öle wirken wasserabweisend und lassen sich gut auf kleinere Flächen aufbringen. Das Holz bekommt durch den Anstrich einen edlen Glanz.

Aber auch Kaffee und Kaffeesatz kannst du auf Holz aufbringen. Der bittere Geschmack schreckt nicht nur Tiere ab, sondern das Holz erhält dadurch auch eine dunklere Färbung. Umso öfter du es aufträgst, desto dunkler wird der Holzton.

Auch mit Hilfe von Lehm kannst du den Hölzern einen festen Mantel geben, der durch einen zusätzlichen Kalkputz widerstandsfähig gegen jegliche Wetterlagen wird.

Vergiss nicht dein Holz regelmäßig neu zu behandeln und zu pflegen, damit es länger hält.


Mit Lehm kann man außerordentlich kreativ werden und nicht nur den Tieren märchenhafte Hobbit-Häuser bauen.

Auch Lehmöfen und Rocketstoves lassen sich kreieren.

Dazu gibt es sicher bald mal einen eigenen Artikel, denn ich liebe es im freien zu kochen!

Falls du dir aus einen Nahe gelegenen Tagebau Lehm kaufen oder anliefern lassen kannst, wäre das eine weitere Möglichkeit mit umweltfreundlichen Materialien zu bauen.

In den Gelben Seiten findet man einiger solcher Unternehmen.

„Natürliche Teiche“ lassen sich mit festgestampften Lehm anlegen, ohne dass man eine Teichfolie zu kaufen braucht. Sepp Holzers „HImmelsteiche“
sind dafür ein bekanntes Beispiel.

Aber auch im Wald kannst du die schönsten Materialien finden.

Besonders nach windigen Nächten gehe ich gerne mit meinem Bollerwagen durch den Wald und sammle heruntergefallene Äste ein.

Diese lassen sich für Bohnen-Tipis, Rankgitter oder zum Einfassen von Beeten optimal verwenden.

Verziert mit Hanfschnur zum Riesen-Dreamcatcher wachsen jedes Jahr Bohnen, Brombeeren oder Zuckererbsen an diesen Kunstwerken.

Sie halten höchstens 2 Jahre, je nach Holzart. So bleibe ich im kreativen Training.

Feldsteine halten da schon wesentlich länger.

Zur Umrandung von Beeten oder zum bauen von Mauern, sowie für Kräuterspiralen, zum verzieren unseres Teiches oder für Feuerstellen finden sie bei uns ihre Verwendung.

In der Natur werde ich immer fündig und die daraus entstandenen Bauwerke sehen immer individuell aus.

Aus Alt mach Neu- Recycling!

Mein Dörrkasten, meine Frühbeete und unser Schatten-Gewächshaus sind aus recycelten Materialien, die andere nicht mehr brauchten.

So wird aus einer alten Tür, eine Wand für den Unterstand der Schafe. Aus alten Autoreifen mit Bretten ein Spiel-Parcours für unsere Ziegen oder ein Brutkasten aus einen alten Küchenschrank.

Liebevoll gestaltet wird jedes Bauwerk zu einem Unikat.

Alte Fenster und noch mehr findest du bei jeder Wohnungsauflösung.

Meistens werden sie gratis vergeben. Etwas abgeschliffen und neu angestrichen eignen sie sich für Frühbeete und DIY Gewächshäuser.

Verwende auch hier natürliche Lasur, denn sonst hast du nach ein paar Jahren abgeblätterte Lackreste im Garten verstreut.

Und achte darauf, dass Holz niemals in Kontakt mit dem Boden kommt, sondern auf Steinblöcke, Metall oder Beton ruht.

Die Feuchtigkeit der Erde dringt früher oder später in jede Holzart ein und lässt sie bersten.

Ja, ich machte viele Fehler, die ich dir gerne ersparen möchte.

Einige Arbeiten lohnten sich jedoch, auch wenn so manch einer verständnislos mit den Kopf schütteln mag.

So wurde unser über 70qm Teich in mühseliger Handarbeit ausgehoben. Das sparte uns nicht nur einige hundert Euro, sondern auch das Fitnessstudio.

Nun haben wir dort eine Zucht von wunderschönen Shubunkin und Kois.

Eine wohltuende Oase zum verweilen mit ein Tässchen frischen Kräutertee.

Auch unseren Zaun haben wir aufgestockt mit unzähligen recycelten Latten, damit unser Hund den armen Postboten nicht hinterher jagen kann.

Geht nicht, gibt’s nicht!

Egal ob Mann oder Frau, auf einem Selbstversorgerhof sind alle gleich.

Wer etwas wirklich von Herzen aufbauen möchte scheut keine Arbeit!

Sammle dir deine Materialien vom Sperrmüll zusammen.

Bekomme ein Auge dafür was noch zu verwenden ist und trainiere dein Vorstellungsvermögen, damit du die nötige Kreativität erhältst, um jeden deiner Wünsche materialisieren zu können.

Es gibt Dinge die auch ich mir neu kaufe, aber meistens sehe ich mich zuerst auf Flohmärkten, in der Zeitung oder im Internet nach gebrauchten Sachen um, bevor ich mich zu einen Neukauf entschließe.

Wir brauchen den Konsumwahn doch nicht unnötig mit unserem Geld zu unterstützen, wenn es auch anders geht.

Spare dir lieber dein Geld für Dinge, die du dir nicht zusammenbauen darfst, da sie gesetzlich geregelt sind oder für Notfälle, in denen du wirklich eine schnelle Lösung parat haben musst.

Alles andere wäre nur reine Geldverschwendung.

Und was gibt es besseres, als mit Stolz sagen zu können: Das habe ich selbst gebaut?!

Nichts, wird dir mehr Selbstvertrauen geben, als dir darüber klar zu werden, was du alles selber fertigen kannst.

Du bist ein Mensch, also nutze auch dein Potential, sei kreativ, sei ein Schöpfer!


Kaufst du noch oder baust du schon? Erzähle uns von deinen Glücksmomenten und Fehlschlägen!


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